Ein Tag im Museum
Gleich zwei Museen besuchte die Klasse Technik Elektro Informatik im Rahmen ihres Unterrichts in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Inhalte hätten unterschiedlicher nicht sein können – doch genau dieser Umstand widerspiegelt dieses komplexe Fach. Bei der Videoinstallation «Fremdplatziert» rückt ein dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte in das Licht der Öffentlichkeit; bei den anderen zwei Themen werden Konsumwelten und das Teilen von Wissen beleuchtet.
Im Deutschunterricht wurden die Eindrücke nachbearbeitet. Die TEI-Lernenden teilten sich in drei Gruppen ein und verfassten zu je einem Thema einen Kurzbericht.
Erfahrungen Schweiz – Fremdplatziert
Im Landesmuseum durften wir am Vormittag unseres Museumstags diese Ausstellung besuchen. Zuerst durften wir ein 50-minütiges Video anschauen, das an die Wand projiziert wurde. Es ging um Menschen, die von ihrer schlimmen Kindheit erzählten. Sie wurden ihren Erziehungsberechtigten aus vielen verschiedenen Gründen weggenommen, beispielsweise, wenn die Eltern drogenabhängig waren, ihnen finanzielle Möglichkeiten fehlten, die Eltern nicht mehr lebten oder Kinder, die ihren unverheirateten Müttern weggenommen und fremdplatziert wurden. Betroffene Kinder und Jugendliche wurden in Waisenhäusern oder verschiedenen Institutionen und Heimen untergebracht.
Uns hat die von Mario erzählte Erfahrung am meisten beeindruckt. Er wurde zu einem Hof gebracht, auf dem er mit anderen Kindern arbeiten musste. Er sagte, dass sie sich mit heruntergezogenen Hosen in einer Reihe aufstellen mussten. Ein Mann wählte dann den Jungen aus, den er anschliessend vergewaltigte. Immer wieder erhängten sich viele von diesen Kindern. Sobald diese Leute volljährig wurden, gingen sie weg von diesen Instituten, wussten aber nicht, wie das Leben funktioniert. Sie wussten nicht, wie man eine Wohnung mieten konnte, hatten generell keine Ahnung, was «zu leben» bedeutete. Die furchtbaren Schilderungen dieser Zeitzeuginnen und -zeugen haben uns nachhaltig tief beeindruckt.
Konsumwelten – Wünsche werden wahr
Wo wir einkaufen – also im Warenhaus, beim Discounter oder im Internet – sagt viel über uns als Menschen aus. Die Ausstellung Konsumwelten zeigt uns verschiedene Eindrücke des Schweizer Konsumalltags. Das Konsumverhalten hat sich in den letzten 170 Jahren von einem Akt der Bedürfnisbefriedigung hin zu einer Freizeitaktivität entwickelt. Wenn wir gemeinsam essen und trinken oder wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, geht es oft um die Suche nach Wohlergehen, Identität, Zugehörigkeit oder Status, aber auch um das Streben nach Abwechslung oder Gewohnheit.
Beim Workshop wurden uns in Zweiergruppen verschiedene Themen zum Konsum zugeteilt, z. B. Onlineshops, Warenhäuser, Märkte, Einkaufszentren und Läden. Wir mussten uns innerhalb der Ausstellung selbst über unsere Themen informieren und unsere Erkenntnisse nach 15 Minuten präsentieren und auch erklären, welche Vor- und Nachteile wir herausgefunden haben, z. B. zu Kundenservice und Privatsphäre. In Onlineshops hast du sehr viel Privatsphäre aber keinen Kundenservice. Das Gegenteil in einem Laden: Da hat man wenig Privatsphäre, dafür umso mehr Kundenservice.
Die Bilder in dieser Ausstellung im Landesmuseum haben in uns Erinnerungen ausgelöst und uns dazu eingeladen, bewusst über unser eigenes Konsumverhalten nachzudenken. Eine sehr aufschlussreiche Erfahrung.
Mein, dein, unser Wissen – teilen macht stark
Am Nachmittag besuchten wir das Migros Museum für Gegenwartskunst. Dieses Museum wurde 1996 von der Migros Kultur Initiative gegründet.
Während unserer Führung schauten wir uns die aktuelle Ausstellung «Knowledge is a Garden» von Uriel Orlow an, die Wissen als etwas Wachsendes sieht. Der Künstler hat den Ausstellungstitel von einem afrikanischen Sprichwort abgeleitet: «Wissen ist wie ein Garten, wenn es nicht gepflegt wird, dann kann es nicht geerntet werden.» Sie zeigte Kunst in den verschiedensten Formen und Farben. Da es bei dieser Ausstellung um moderne Kunst ging, war die Interpretation der Kunstwerke teilweise nicht eindeutig. Die Ausstellung bestand grösstenteils aus gesellschaftskritischen Kunstwerken, die auf kreative Weise verschiedenste Aspekte aus dem Alltag aus einem neuen Blickwinkel zeigten.
In einem anderen Teil ging es darum, wie wichtig es ist, Wissen zu teilen, egal, woher man kommt. In einem Werk ging es z. B. darum, dass ein Stammesschamane angeklagt wurde, weil er «westliches Wissen» angewendet hatte. Das Werk soll zeigen, wie absurd es ist, Wissen nicht zu teilen oder gar zu zensurieren. Beim Betrachten der Werke fragten wir uns auch, was wir unter «Wissen» verstehen, welches Wissen ausserhalb der Schule wichtig ist und ob es nützliches und unnützliches Wissen gibt. Passende Fragen – gerade jetzt, ein halbes Jahr bevor wir mit der Schule fertig sind!